Politik: Vorsitzender der CSU-Fraktion, Thomas Kreuzer, sprach beim Zukunftsdialog der Jungen Union in Gerlachsheim / Eintrag ins Goldene Buch

Erneut hochkarätiger Referent: Die Veranstaltungsreihe der Jungen Union wartete diesmal mit dem Vorsitzenden der CSU-Landtagsfraktion auf.

Gerlachsheim. Die jüngsten Umfragen ergaben 48 Prozent für die CSU: Das seien Werte in Bayern, von denen man bei der CDU im Nachbar-Bundesland Baden-Württemberg derzeit nur träumen könne, bekannten nun gleich mehrere Redner aus der örtlichen Partei- beziehungsweise Nachwuchsszene. Einen solchen Rückhalt in der Bevölkerung erarbeite man sich vor allem durch Glaubwürdigkeit, erklärte dazu kürzlich der Vorsitzende der CSU-Fraktion im bayerischen Landtag, Thomas Kreuzer, vor etwa 60 aufmerksamen Zuhörern im Gerlachsheimer Josefshaus. Über knapp zweieinhalb Stunden zog dabei die inzwischen vierte Auflage innerhalb der öffentlichen Veranstaltungsreihe der Jungen Union (JU) Lauda-Königshofen unter dem Titel "Zukunftsdialog" in ihren Bann.

Seit 2014 dem Auftakt durch die bayerische Landtagspräsidentin Barbara Stamm setze man sich regelmäßig auf diese Weise mit politischen Themen auseinander, gefolgt danach vom JU-Bundesvorsitzenden Paul Ziemiak, erinnerte eingangs der Stadtverbandsvorsitzende der JU, Marco Hess.

Wenn sich jetzt bereits kurz nach dem Termin im April mit dem Parlamentarischen Staatssekretär im Bundesministerium der Verteidigung, Markus Grübel (wir berichteten), ein weiteres Highlight anschließe, so sei das auf das zehnjährige Bestehen des Stadtverbandes Lauda-Königshofen mit Boxberg zurückzuführen, ergänzte Hess, der die derzeitige Mitgliederzahl auf mehr als 170 bezifferte.

Neben Jugendthemen und dem wichtigen Bereich rund um die Stärkung des ländlichen Raumes richte sich der Blick in erster Linie auf allgemeine Zukunftsfragen, hieß es noch, ehe der kürzlich neugewählte Vorsitzende der CDU-Fraktion im baden-württembergischen Landtag, Dr. Wolfgang Reinhart, ein "enges und gutes Verhältnis" zu seinem Kollegen bestätigte. Immerhin grenze der hiesige Wahlkreis über eine Länge von gut 120 Kilometern durchweg an Bayern an, wusste der frühere Minister, der kurz auf die CSU-Fraktion mit ihrer absoluten Mehrheit abhob, stelle diese doch 101 von 180 Parlamentariern.
Verstärkte Südschiene

Der Abgeordnete, der die Verdienste der CDU im "Ländle" würdigte und betonte, dass der Koalitionsvertrag im Kernbereich die Handschrift seiner Partei trage, sprach sich noch für eine verstärkte "Südschiene" aus, bevor Thomas Kreuzer, der sich zuvor auf dem Rathaus in das Goldene Buch der Stadt eingetragen hatte, in Stichworten seinen Werdegang schilderte.

"Klare Ziele" auf allen Gebieten nannte Kreuzer die Überschrift für alle Vorgehensweisen der CSU, was er danach mit zahlreichen Beispielen untermauerte. Es sei überaus wichtig, sich "das Vertrauen der Leute" zu erhalten, bekräftigte der Fraktionschef, der die vielen Gemeinsamkeiten mit der CDU in das Blickfeld rückte. Diese Linie gelte es, fortzuführen, erwähnte der 56-Jährige, der sich dagegen positionierte, der seiner Meinung nach ohne Sachkompetenz agierenden AfD etwa nachzulaufen. Dies beziehe er auch auf andere Parteien, so Thomas Kreuzer, der sich im Anschluss ausgiebig der inneren Sicherheit widmete.

Hier zählte der Redner zahlreiche Faktoren auf, mit denen sich Bayern auf diesem Gebiet wappne, beispielsweise "mit so vielen Polizeibeamten wie noch nie", ehe der Gast aus München für einen Abbau der Bürokratie und einen "bürgerfreundlichen Staat" warb, zu erreichen einzig und allein durch "vertrauensbildende Maßnahmen". Nach einem Abstecher zur seiner Ansicht nach zu hohen Steuerbelastung und einer kurzen Beschreibung der konservativen Beharrlichkeit lenkte der Fraktionsvorsitzende dann das Augenmerk auf den Strukturwandel, um sich daraufhin der brennenden Thematik Migration, sprich Flüchtlinge, zuzuwenden.

Die CSU sei sich ihrer christlichen Verantwortung vollauf bewusst, doch müsse man sich eben fragen, wie es weitergehen solle, nachdem in diesem Jahr bisher bereits 189 000 Neuankömmlinge registriert worden seien.

Ein solcher Ansturm wie 2015 "ist auf keinen Fall zu verkraften", äußerte dazu Thomas Kreuzer, der anmerkte, dass Bayern darauf mit Sachleistungen reagiere und vor allem vehement für eine Obergrenze plädiere, eine Forderung, an der man unmissverständlich festhalte. Nach der Aussage, sich nicht auf andere zu verlassen und einem Schwenk zur sicherlich noch ausbaufähigen Rückführung, beschäftigte sich der 56-Jährige ausführlich mit der Integration, bei der er einem verpflichtenden Deutschkurs die oberste Priorität einräumte, bevor der Begriff "Leitkultur" noch eine größere Rolle spielte.
Plädoyer für Meinungsfreiheit

Man könne sich nicht alles passend machen, äußerte der Fraktionschef zu einer etwa gleichgeschalteten Gesellschaft, um abschließend noch deutlich die Meinungsfreiheit zu beschwören und an die Zuhörer zu appellieren, "sich was zu trauen und sagen, was gefällt oder auch nicht". Über allem stehe so die Glaubwürdigkeit, verdeutlichte der Referent, dem der JU-Bezirksvorsitzende Dominik Martin einen "engagierten und kompetenten Vortrag" bescheinigte. Der Gerlachsheimer, der die Nähe der JU zur CSU nicht verhehlte, leitete damit über zum knapp 1800 Einwohner zählenden Stadtteil, dessen Belastungsgrenze man durch eine mögliche Belegung des ehemaligen Klosters nach Ansicht eines großen Teils der Bevölkerung sicherlich überschreite.

Neben der Türkei, dem Islam und der Scharia nahm somit die künftige Verwendung des kulturellen Kleinodes den breitesten Raum innerhalb der folgenden Frage- und Diskussionsrunde ein, bei der wie zuvor im informativen Redebeitrag des Gastes aus dem bayerischen Landtag keiner ein Blatt vor den Mund nahm.

Bericht: Herbert Bickel
© Fränkische Nachrichten, Freitag, 10.06.2016

« Bundesstadt Bonn war das Reiseziel Mittelstand ist das Rückgrat »