Junge Union: Zukunftsdialog der CDU-Nachwuchsorganisation mit Barbara Stamm, Präsidentin des bayerischen Landtags - Bericht in den Fränkischen Nachrichten

Lauda-Königshofen. Mit der Präsidentin des Bayerischen Landtags, Barbara Stamm, präsentierte die Junge Union (JU) Lauda-Königshofen am Dienstagabend im Gesellenhaus in Königshofen in ihrer Reihe "Zukunftsdialog der Jungen Union" einen prominenten Gast. Bei ihrem Besuch referierte die CSU-Politikerin über das brisant aktuelle Thema "Herausforderungen und Chancen des ländlichen Raums, auch für die junge Generation".

"Die Frage, was auf Länder- und Bundesebene getan werden kann, damit der ländliche Raum nicht ausblutet, ist für den ländlichen Raum wie den Main-Tauber-Kreis ein wesentliches Thema", betonte Dominik Martin, JU-Stadtverbandsvorsitzender Lauda-Königshofen sowie Kreis- und Stadtratskandidat, der neben der Landtagspräsidentin zahlreiche Ehrengäste begrüßen konnte, unter anderem den Bezirksvorsitzenden der JU Nord-Württemberg, Lutz Kiesewetter aus Aalen, sowie Bürgermeisterstellvertreter Klaus Vierneisel.

"Eine gesunde Wirtschaft ist eine der größten Herausforderungen und Voraussetzungen für den ländlichen Raum", hob Stamm hervor, die in Bad Mergentheim das Licht der Welt erblickt und acht Jahre lang in Löffelstelzen gelebt habe. Vor allem für große Flächenländer wie Bayern oder Baden-Württemberg seien zudem gleichwertige Lebensverhältnisse im ländlichen Raum erforderlich.

Vor allem der Politik komme hier ein besonderer Auftrag zu, um geeignete Rahmenbedingungen zu schaffen. Bayern habe seine Verfassung unter anderem zugunsten gleichwertiger Verhältnisse im ländlichen Raum sowie zur Stärkung und besseren Anerkennung des Ehrenamtes modifiziert.

Wenn man über den ländlichen Raum diskutiere, müsse man vor allem die demografische Entwicklung im Auge haben. "Alter wird heute sehr unterschiedlich gelebt und betrachtet", gab Stamm zu bedenken. So spreche man unter anderem von den jungen und von den älteren Alten. Das Thema sei jedoch nicht, "dass wir zu viele alte, sondern zu wenig junge Menschen in unserer Gesellschaft zu verzeichnen haben", was vor allem auf einen dramatischen Geburtenrückgang seit den 1970er Jahren zurückzuführen sei. Sie würde verstehen, dass die derzeit in manchen Kreisen geführte Diskussion um einen Renteneintritt mit 63 mit großer Skepsis betrachtet werde, da der demografische Wandel die Sozialsysteme vor große Probleme stellen werde.

Entscheidend für den ländlichen Raum sei, wie offensiv eine familienfreundliche Politik betrieben werde. "Das Leben in den Ballungsräumen wird für viele Menschen zu teuer werden", prognostizierte Stamm, die von 1994 bis 2001 Ministerin im bayerischen Staatsministerium für Arbeit und Sozialordnung, Familien, Frauen und Gesundheit war. Hier liege eine große Chance für den ländlichen Raum, indem eine attraktive Infrastruktur wie etwa eine gute Schulversorgung geschaffen werde. Zur Stärkung der Arbeitswelt und der jungen Familien müsse sich die Arbeit auch mehr an den Familienbedürfnissen orientieren.

Die Möglichkeit zur Flexibilität müsse nicht nur für Frauen, sondern auch für Männer gelten, da es mittlerweile viele Väter gebe, die Zeit für ihre Kinder haben möchten. Zahlreiche Betriebe würden sich bereits zunehmend darauf einstellen.

Kleine Einheiten, in denen Menschen im Alter nach ihrer individuellen Situation leben könnten, nannte Stamm als weitere notwendige Struktur für den ländlichen Raum.

"Wir müssen weg von einer Kirchturmpolitik und hin zu einer gemeinschaftlichen Politik kommen, die in Regionen denkt", appellierte Stamm. Dies erfordere zum Beispiel gegebenenfalls auch interkommunale Kooperationen wie etwa im Schulsektor oder bei Gewerbegebieten. Ebenso bedeutsam sei es, im Bildungsbereich in die Fläche zu gehen, meinte Stamm, die Bildung sowie Wissenschaft und Forschung als "beste Investition" bezeichnete. Damit sei unter anderem die Chance verbunden, Betriebe und Unternehmen zu halten oder anzusiedeln. Zudem gelte es zum Beispiel für die Handwerkskammern und weiteren Organisationen, eine Region aktiv zu bewerben und nicht nur auf Fördergelder zu bauen.

"Kommunalpolitik ist das Herzstück der Politik und zeigt am besten, was die Menschen in ihrer Heimat wollen, da sie am nähesten an dem Menschen dran ist", zeigte sich Stamm überzeugt. Eine aktuell bedeutende Aufgabe der Kommunalpolitik sei es, die innerörtliche Kernentwicklungen zu stärken und Leerstände zu vermeiden.

"Wir brauchen ein Werte-Europa, das sich jedoch um seine wichtigen Kernaufgaben kümmern soll und sich nicht so sehr in die kommunalen Belange einmischen soll", betonte Stamm und plädierte für ein "Europa der Vielfalt und der Regionen mit einer Stärkung der Mitgestaltung der Heimat sowie der Übernahme von Verantwortung".

Im Anschluss daran stand Barbara Stamm den Zuhörern in einer von Marco Hess, Kreisgeschäftsführer der JU Main-Tauber und Stadtratskandidat in Oberbalbach, moderierten Frage- und Diskussionsrunde noch ausführlich zur Verfügung. Zudem trug sich die Bayerische Landtags-Präsidentin in das JU-Gästebuch ein.
© Fränkische Nachrichten, Freitag, 02.05.2014

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